Nach­­­haltig­­­­­­keits-Poten­­­­­tiale

Ursprünglich kommt der Begriff „Nachhaltigkeit“ aus der Forstwirtschaft und beschreibt das Handlungsprinzip nicht mehr Bäume im Wald zu fällen, als im gleichen Zeitraum nachwachsen können.

Was vor rund 300 Jahren für den Waldbau definiert wurde, hat sich mittlerweile zu einem gesellschaftlichen Leitbild entwickelt und es gibt es sehr viele Definitionsansätze und –ausrichtungen zum Thema. Im Zentrum stehen aber immer ökologische, wirtschaftliche und soziale Aspekte und die Frage wie der Bedarf der Gesellschaft angesichts der natürlichen Grenzen des Planeten gedeckt werden kann, ohne dabei die Ressourcen und Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu gefährden.

„Nachhaltigkeit ist die Fähigkeit, vorauszuschauen und vorzusorgen.“
(Albert Schweitzer)

Im Hinblick auf die großen Megatrends wie den technologischen und ökonomischen Strukturwandel, die demografische Entwicklung, den Klimawandel und die begrenzten natürlichen Ressourcen ist nachhaltiges Handeln wichtiger denn je, denn diese Entwicklungen machen nicht vor unserer Haustür halt. Konkret bezogen auf die Gewerbegebietsentwicklung, bedeutet dieser Umstand, dass veränderte Standortfaktoren erforderlich sind, damit Wirtschaftsstandorte wie Großhülsberg die genannten Herausforderungen meistern können. Im Modellgebiet werden daher in Bezug auf Nachhaltigkeit Standortanforderungen erprobt, welche für eine tragfähige Zukunft wesentlich sein können.
Die Technische Universität Darmstadt führt dazu neben einer SWOT-Analyse Untersuchungen bzgl. der Bebauungsstruktur, der Grün- und Freiflächenstruktur, der Verkehrssituation, klimatischer Aspekte und der Art der Energiegewinnung durch.

Aufbauend auf diesen Untersuchungen können die Defizite in diesen Bereichen erfasst und mögliche Potenziale und Maßnahmen zu deren Verbesserung herausgearbeitet werden.
Beispielsweise wurde eine Untersuchung der Wärmestrahlung der Gebäude und des Geländes im heißen Sommer 2018 durch Überfliegung mit einer Infrarotkamera durchgeführt.

Auf Basis der gewonnenen Daten konnten so die heißesten Bereiche im Gewerbegebiet ermittelt werden. Die Ergebnisse haben gezeigt, dass sich z.B. eine Vielzahl der Dachflächen nachmittags auf ca. 70-80 Grad aufheizt, wodurch eine vermehrte Wärmebildung in den Gebäudeinnenräumen und Wärmeinseln innerhalb des Gebietes entstehen.

 

Die betroffenen Unternehmen können nun gezielt Maßnahmen im Sinne von Klimaschutz und Nachhaltigkeit ergreifen, um der Hitzentwicklung entgegen zu wirken wie z.B. durch eine Dämmung der Gebäudehülle oder Begrünung der Dächer und Fassaden.

Gebäudebegrünungen führen durch Verschattungs- und Verdunstungsleistungen zu einer Gebäudeoptimierung (Kühlung/Dämmung) und zur Minderung der sommerlichen Hitze des Gebäudeumfeldes. Durch die kühlende Wirkung im Sommer kann man bei einer wandgebundenen Fassaden-begrünung sogar von einer „Natur-Klimaanlage“ sprechen, weil vergleichbare Ergebnisse wie bei einer technischen Klimaanlage erzielt werden. Zusätzlich kann von wärmedämmenden Effekten der Konstruktion im Winter profitiert werden.

Die Begrünung von Fassaden und Dächern in hoch versiegelten Bereichen eine wichtige Rolle bei der Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Die Begrünung kann nicht nur dazu beitragen, die Kühlungsleistung im Quartier zu erhöhen, sondern auch die Luftqualität durch Bindung von Luftschadstoffen zu verbessern und den Lärm zu reduzieren.

Beispiel Infrarotbild der beauftragten Firma Infrarot Messtechnik Müllers (Foto: Evi Müllers)